Geishas im Lockdown

Zur FAZ-Fotoserie: „Zerbrechliche Schönheit“:

Unter dem Titel „Zerbrechliche Schönheit“ veröffentlichte die FAZ einen sehr lesenswerten Artikel zum Thema Geisha und wie sich deren Arbeit in Zeiten von Corona auch in Japan verändert. Dem u.a. für Reuters tätigen Fotografen Kim Kyung-Hoon sind für diese Recherche einige sehr intime Motive gelungen, wie man sie als Außenstehender nur selten aus der Welt der Geishas zu sehen bekommt. Denn in der Regel präsentieren sich Geishas nach außen nur geschminkt und mit vollständig angekleidetem Kimono, wie z.B. auf folgendem Foto.

Eine Tänzerin führt im Tokyo National Theatre den klassischen Tanz „Nihon Buyo“ auf / Foto: Jörg Albrecht / japan-touren.de

Geishas in Japan: Professionelle Entertainerinnen

Aber was ist denn eigentlich eine Geisha? Einer meiner mänlichen Gäste meinte während einer Japanreise im Scherz, er würde sich „heute Abend eine Geisha mal aufs Zimmer bestellen“. An dieser Aussage ist im Prinzip alles falsch. Geishas sind hochprofessionelle Entertainerinnen. Sie führen Konversation, spielen ein Instrument, singen und tanzen klassischen japanischen Tanz (Nihon Buyo). Sie schenken den Gästen Getränke ein und lockern die Stimmung mit Spielen, sofern diese eine oder mehrere Geishas für ein Abendessen ins Restaurant gebucht haben.

Weit entfernt von japanischer Prostitution

Aber eine Geisha ist keine Prostituierte und würde die Gäste auch nicht im privaten Rahmen im Hotelzimmer besuchen. Zugegeben, in der Historie finden man sog. „Makura-Geishas“, frei übersetzten „Kopfkissen-Geishas“, die tatsächlich ihre Dienste anderweitig angeboten haben. Das entspricht aber nicht ihrem heutigen Berufsbild.

Und ja, der Beruf Geisha wird auch heute noch ausgeübt und gelehrt und hat trotz seiner Jahrhunderte alten Tradition seinen festen Platz in der japanischen Gesellschaft. Die meist männlichen Gäste treffen auf Geishas im Restaurant, sofern sie diesen Service gebucht haben oder im sog. Teehaus. Das ist kein Café, sondern ein privat anmutendes Restaurant und für viele Geishas gleichzeitig Wohn- und Lehrort. Denn tagsüber, wenn keine Gäste zu bewirten sind, lernen die jungen Geishas hier ihre ersten Übungen.

Geisha, Geiko, Maiko?

„Geisha – 芸者“ ist nicht der einzige Begriff für Japans klassische Entertainerinnen. Frei übesetzt bedeuten diese beiden Schriftzeichen „Kunst + Mensch“, in etwa „Mensch der (Schau-)Künste“. In Kyoto spricht man hingegen von „Geiko – 芸子“, „Kind der Künste“. Eine Geisha- oder Geiko-Schülerin, die im Alter ab 15 Jahre in die Ausbildung eintritt wird bis zu ihrem 20. Lebensjahr „Maiko – 舞子“ genannt, „Kind der Bühne“. Während dieser fünf Jahre in Ausbildung trägt sie keine Perücke, sondern ihr eigenes Haar, das sie einmal die Woche zur typischen Frisur zusammensteckt. Um diese Frisur beim Schlafen nicht zu zerstören, legt sie ihren Kopf auf eine Art Nackenbank.

Die Maiko trägt besonders bunte Kimonos mit sehr langen Ärmelausschnitten.

Berufsfeld der Geisha ist schwieriger geworden

Als Japanreisender war es in der Vergangenheit nicht ohne weiteres möglich, einer privaten Aufführung einer Geisha oder Maiko beiwohnen zu können. Eine Tischreservierung in einem Teehaus ist in der Regel nur für Stammkunden und deren Gäste möglich. Dazu kommen die hohen Kosten von rund 400 bis 500 Euro – pro Person! Typische Kunden waren bisher Firmen, die ihre Geschäftspartner einluden. Doch seit die Wirtschaft nicht mehr boomt und auch in Japan Compliance Regeln eingeführt wurden, schrumpft der potenzielle Geschäftskundenkreis.

Neues Geschäftsfeld Tourismus

Teehäuser und Restaurants mussten sich neue Kundenfelder suchen – im Kyotoer Gion-Viertel finden nun auch Touristen einige Möglichkeiten – zumindest für eine kurze Zeit oder mit einem weniger aufwändigen Essen – in den Genuss einer Geiko- und Maiko-Begleitung zu kommen. Jedoch bleibt dieses Erlebnis ohne entsprechende Einführung und Übersetzung oft sehr oberflächlich und hinterläßt viele offene Fragen.

Geisha Erlebnis mit Albrecht & Kojima

Ich biete daher meinen Gästen während unserer Japanreisen gerne an, eine Maiko-Begegnung zu moderieren. Mit Übersetzungshilfe kann man dann auch als Reisender mit der Maiko kommunizieren, sie z.B. nach ihrem Arbeitsalltag befragen und zum Abschluß sogar ein paar schöne gemeinsame Fotos zu schießen.