Demon Slayer

Darum geht es bei „Demon Slayer – Mugen Train“ (Kimetsu no Yaiba – 鬼滅の刃)

Den Film „Demon Slayer – Mugen Train“, der im Oktober 2020 in Japan erschien, kennt dort mittlerweile jeder. Der aus einem Comic entstandene Zeichentrickfilm erzählt die Geschichte von Tanjiro, dessen Familie durch einen bösen Dämon getötet wurde. Lediglich er und seine Schwester Nezuko haben das Massaker überlebt, Nezuko wurde dabei allerdings selbst in einen Dämon verwandelt. Nun kämpft Tanjiro gegen die Dämonen, um seine Schwester wieder in einen Menschen zu verwandeln.

„Kimetsu no Yaiba – Mugen Train“ Was heißt das eigentlich?

„Kimetsu no Yaiba“ wörtlich übersetzt heißt so viel wie „Das Schwert zur Vernichtung der Dämonen“, womit das Thema der Geschichte gesetzt ist. Der nun erschienene erste Teil „Mugen Ressha“ bzw. „Mugen Train“ bezieht sich auf einen Eisenbahnzug, der von Dämonen gekapert wird, um die sich darin befindlichen Passagiere in die Verdammnis zu führen. Tanjiro, der menschliche Held der Geschichte, macht sich auf den Weg, diese Menschen zu befreien.

„Demon Slayer – Mugen Train“ Erfolgreichster japanischer Film bisher

Der Film hat 73 Tage nach seiner Premiere das höchste Einspielergebnis von umgerechnet etwa 250 Mio. Euro in Japan erreicht – trotz Corona! Und damit den Rekord gebrochen, den bisher „Chihiros Reise ins Zauberland“ von Studio Ghibli inne hatte. Wegen der Pandemie hatten viele Produktionsfirmen die Premieren ihrer Filme verschoben. Die Kinofilme von Disney, Pixar oder der japanischen Firma, die „Neon Genesis Evangelion“ produziert, hatten abgesagt.

Deshalb gab es nicht so viele Auswahl für japanische Zuschauer. Während des vergleichsweise milden Lockdowns hatten viele Kinos für Zuschauer geöffnet, um den „Demon Slayer“-Film zu zeigen. Die Erwartung an den Erfolg war groß. So war es ein Glücksfall für Kinobetreiber in Japan, dass alle Generation – von Kindern über Jugendliche bis zum Erwachsenen – davon begeistert waren.

Als einzige Japanerin wurde die Autorin des Comics Koyoharu Gotouge vom US-Amerikanischen Magazin TIME zu einer der 100 wichtigsten Personen für die nächste Generation nominiert. Lesen Sie weiter, was „Demon Slayer“ mit der japanischen Kultur verbindet und warum dieser Film dort solch einen Erfolg verzeichnen kann.

Auch Schulbücher setzen auf „Kimetsu no Yaiba“ als Thema

Der kulturelle Hintergrund von „Demon Slayer – Mugen Train“
Kimetsu no Yaiba – 鬼滅の刃

Um den Erfolg dieses Films in Japan einordnen zu können, sollte man einen Blick auf den kulturellen Hintergrund der ursprünglich als Manga-Comic erschienen Geschichte werfen. Mit diesem Hintergrundwissen kann man die Story in die japanische Kultur einordnen.

Westlich-japanische Kleidung und Ausstattung bei „Demon Slayer“

Die Kämpfer gegen die Dämonen tragen schwarze Schuluniformen, wie sie auch in Preußen Anfang des 20. Jahrhunderts getragen wurden. Darüber den „Haori“, eine japanische Jacke zum überziehen. Das ist eine interessante Mischung von europäischer und japanischer Kultur, wie sie seit dem Beginn der Edo Zeit – also seit 1868 – in Japan sehr üblich ist.

Die Kostüme wirken durchaus modern und schick, und sind sicher auch ein Grund, dass dieser Film so populär geworden ist. Er bedient damit also optisch populär-kulturelle Elemente mit historischen und aktuellen Bezügen, denn viele Schuluniformen in Japan sind auch heute noch an das preußische Vorbild angelegt.

Japanische Highschool Uniform mit Stehkragen und goldenen Knöpfen nach preußischem Vorbild, Foto: copyright_ TMG

„Demon Slayer“-Szenen – Plötzlicher Ruhm für bislang unbekannte Orte

Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene und Prominente haben sich bereits im „Demon Slayer“-Outfit verkleidet („Cosplay“ = „Costume Play“ = „Verkleiden spielen“) und diese Bilder gepostet. Fans suchen außerdem nach realen Orten in Japan, die denen der Geschichte ähnlich sehen, um dort ihre Fotos zu schießen. Dadurch erleben plötzlich viele unbekannte Orte überall in Japan überraschend viele Besucher.

Einer dieser Orte ist z.B. Yagyu in der Präfektur Nara, wo ein riesiger gespaltener Felsbrocken im Wald liegt, der Vorbild für eine Kampfszene aus „Demon Slayer“ sein könnte. Der gigantische Stein, der zweigeteilt ist, dient als Requisit für den Helden Tanjiro, der ihn durch hartes Training endlich mit seinem Schwert halbiert.

„Goldene Route“ zur Vermarktung von Comic-Geschichten

In Japan gibt es eine „Goldene Route“ des Marketings, die den wirtschaftlichen Erfolg von Comics ebnen. Außer den Filmen von Studio Giblli sind japanische Zeichentrickfilmen wie „Dragon Ball„ oder „One Piece“ auch in Europa bekannt. Diese werden zusammen mit „Demon Slayer“ im Jump Comic Verlag in Fortsetzungen veröffentlicht, der in Japan die bekanntesten Zeitschriften für Jungen herausgibt.

Die „Goldene Route“ des Marketing beginnt, sobald ein Manga-Comic hohe Druckauflagen erreicht. Dann wird als nächstes ein Zeichentrickfilm (Anime) fürs Fernsehen produziert. Wie andere populäre Zeichentrickfilme auch, hat „Demon Slayler“ im Jahr 2016 als Manga-Comic Serie angefangen. Drei Jahre danach wurde es als Fernsehserie produziert.

Ist auch diese Serie erflogreich mit entsprechend hohen Einschaltquoten und Werbeerlösen, folgt in der Regel der Anime-Kinofilm.

Merchandise zu „Demon Slayer“

Ganzseitige Zeitungsanzeige in der „Yomiuri Shinbun“ von Dezember 2020 zur Veröffentlichung des letzten Manga-Bands „Demon Slayer“

Merchandising als wichtiger Wirtschaftsfaktor

Mit dem Start im Kino starten auch die Merchandising Kampagnen: Anzeigen werden in überregionalen Zeitungen lanciert, Fernsehshows mit PR-Werbung gefüttert. Motive des Films zieren allerlei Produkte wie Tassen, Kissen, Keksverpackungen, Schreibwaren usw.

In japanischen Supermärkten oder Convenience Stores findet man viele Waren – von Süßigkeiten über Schreibwaren bis zur Zahnbürste – mit diesen Motiven. Große Handelskonzerne werben mit „Demon Slayer“. Alle scheinen auf dieser Welle mitschwimmen zu wollen. Ökonomen rechnen damit, dass „Demon Slayer“ einen Wirtschaftseffekt in Japan von umgerechnet min. 1,6 Milliarden Euro erreichen wird. Dieser Vermarktungs-Boom hält sich meist etwa ein halbes Jahr, dann sind die meisten Konsumenten dem Überangebot überdrüssig geworden und wenden ihr Interesse anderen Produkten zu.

Kritik an der Gewaltdarstellung bei „Demon Slayer – Mugen Train“

Eigentlich wurde die Fernsehserie, die mit dem Thema Zombies eher ein Horror Genre bedient, nicht für Kinder produziert. 2019 begann die Serie im TV-Spätprogramm für ein erwachsenes Publikum. Da sie jedoch einen solchen Boom auslöste, wurde sie schon ab 19 Uhr gezeigt und für jüngere Zuschauer zugelassen – ohne den Inhalt entsprechend zu entschärfen! Denn im Film kommen auch Szenen vor, in denen Dämonenköpfe abgeschlagen und Menschen von Dämonen gefressen werden. 

Dennoch ist der Kinofilm in Japan lediglich mit dem Altershinweis „PG12“ freigegeben, „Parental guidance“. Das heißt, dass Kinder unter 12 Jahren nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten den Film sehen dürfen. Auch in Deutschland wurde die deutsche Kinoversion als FSK 12 eingestuft. In den USA, wo der Film Ende April 2021 erschien, wurde er hingegen mit „R18“ (Restricted 18) bewertet. Das heißt, dass der Film für Jugendliche unter 18 Jahre nicht geeignet ist. Mit welcher FSK Freigabe der Film in Deutschland in die Kinos kommen wird, ist noch nicht klar.

Wie wird es weitergehen mit „Demon Slayer“?

Die Geschichte als Manga-Comic wurde mit dem 23. Band beendet. Die zweite Staffel der Fernsehserie erschien 2021. Dazu werden auch künftig noch ein paar Kinofilme erwartet. Normalerweise vergeht ein Boom in Japan nach sehr kurzer Zeit und sofort kommt etwas Neues. Aber diesmal wollen viele Unternehmen von dieser Serie noch einen längeren Zeitraum profitieren.

In Deutschland war die Premiere von „Demon Slayer“ für dieses Frühjahr 2021 geplant, wurde aber verschoben. Wenn Sie das nächste Mal nach Japan reisen, werden Sie bestimmt viele Plakate oder Produkte mit „Demon Slayer“-Motiven finden. Ein schönes Souvenir für sich und die Daheimgebliebenen!